Nach zwei Nächten im »Hotel Montecarmo 12« in Lissabon denke ich an ein Lied von Amália Rodrigues. Die wohl berühmteste portugiesische Fadista, zu deren Tod 1999 Portugal eine dreitätige Staatstrauer verhängte, besang das, was ich beim Abschied aus dem Hotel dachte: »Uma casa portuguesa, com certeza« – ein wahrhaft portugiesisches Haus. Denn das ist es. In einer Gasse in der Altstadt zwischen Bairro Alto und Príncipe Real gelegen, war dieses Stadthaus jahrelang dem Verfall preisgegeben. 2022 ließ der portugiesische Architekt Manuel Aires Mateus es wiederauferstehen. Zehn Gästezimmer verteilen sich nun auf drei Etagen. Beigefarbener Marmor, Eichenholz, helle Grautöne – die Einrichtung gibt sich bescheiden, ist aber aus hochwertigen Materialien. »Basta pouco poucochinho p’ra alegrar«, sang Amália Rodrigues, es braucht nur ganz wenig, um sich zu erfreuen. Es gibt keine Rezeption, stattdessen empfängt mich eine junge Portugiesin mit dunklen Locken, die sich nur als Barbara vorstellt.
Am nächsten Morgen gibt es Omelett mit Pilzen, Tomaten und Salat, Bananenbrot und Joghurt mit hausgemachtem Granola. Alles vor meinen Augen zubereitet. Wer mag, kann direkt am Marmortresen essen. So kommt man mit den anderen Gästen ins Gespräch. Amália Rodrigues sang: »E se à porta humildemente bate alguém. Senta-se à mesa co’a gente«, wenn jemand bescheiden an unsere Tür klopft, setzt er sich zu uns an den Tisch. Ganz sicher, ein wahrhaft portugiesisches Haus.
Hotel Montecarmo 12
Travessa do Monte do Carmo 12,
1200–244 Lissabon, Portugal,
Tel. 00351/21/096 35 49,
DZ je nach Saison ab 177 Euro/Nacht inklusive Frühstück.