Bitte hier niemandem mit Venice Beach kommen. Hätten die Leute lieber in Kalifornien surfen wollen, wären sie hingeflogen. Sind sie aber nicht. Sie lümmeln im »Unstad Arctic Surf Camp«, dem unwahrscheinlichsten Surfspot der Welt, und warten auf die nächste Welle, vielleicht auch nur darauf, dass der gottverdammte Regen aufhört. Wobei der Regen hier ja dazugehört.
Wir sind immerhin auf den Lofoten, einer norwegischen Inselgruppe nördlich des Polarkreises: 68. Breitengrad, durchschnittliche Wassertemperatur zehn Grad – im Sommer. Hier haben Tommy Olsen und Marion Frantzen ein Surfcamp aus kleinen Holzhütten gebaut. Zum Frühstück gibt es Trockenfisch und Saft, danach werden die Bretter gewachst. Das ist enorm kontemplativ, noch besser ist nur die Überwältigungskulisse: neongrüne, urgewaltige Bergketten zu beiden Seiten, ein ewiges Tal bis zum Halbmondstrand. Alles fließt ineinander. Im Sommer gibt es hier Nächte, die wie Tage wirken. Und im Winter Tage, die Nacht bleiben.
Dann kann man am Kamin den Altvorderen lauschen. Sie werden von Thor Frantzen und Hans Egil Krane berichten, den ersten Surfern, die 1963 die arktische Brandung besiegten. Mit Brettern, die sich an dem Cover der Beach-Boys-Schallplatte Surfin’ Safari orientierten. Die Boards hängen bis heute im Camp. Jeder Gast muss an ihnen vorbei, ahnend, wie hart und kalt es werden wird, sich ihrer würdig zu erweisen.
Unstad Arctic Surf
Unstadveien 105, 8363 Bøstad, Norwegen
Tel. 0047/97 06 12 01
Apartment für 6 Personen: ab 38 Euro/Person und Nacht.