Seide für Herren

Der edle Stoff war früher nur was für ältere Damen. Modelabel versuchen, ihn auch für Männer attraktiv zu machen.

Feinstofflich: Seidencarré Awooooo von Hermès, erhältlich unter anderem im Pop-Up-Store Silk Mix (bis 28. juli in München).

Foto: Martin Fengel

Auf Wikipedia steht, ein Hermès-Seidentuch sei »Symbol zeitloser Eleganz für nicht mehr ganz junge Damen«. Nicht mehr ganz jung? Ist das noch eine lexikalische Einordnung oder schon eine Gemeinheit? Grace Kelly bastelte einst aus einem Hermès-Carré eine Schlinge für ihren gebrochenen Arm, da war sie durchaus noch junge Dame. Die notfallmedizinische Umwidmung des Tuchs ist ein gutes Beispiel, wenn man Männer an Sinn und Funktionalität dieses Accessoires heranführen möchte. Teure Seidentücher sind ja nicht gerade als Testosteronquelle bekannt. Hermès will das ändern und widmet sich verstärkt dem Thema Herrenseide. Vermutlich auch, weil alle nicht mehr ganz jungen Damen schon ein Tuch im Schrank haben. Die neue Herrenseide also, Krawatten, Einstecktücher und Schals, wird in Pop-up-Stores beworben, die alten Plattenläden nachempfunden sind. Clever! Das einzige Geschäft, das ein Mann im Affekt betritt, ist ja ein alter Plattenladen. Und dann: Seidentuch statt Motörhead!