Wie stark darf man einem Foto vertrauen?

Der Fotograf und Künstler Thomas Ruff im Interview ohne Worte: über das Gefühl, die eigenen Bilder im Museum anzuschauen, den Wert von Instagram und den Wahrheitsgehalt von Fotos.

Geboren: 10. Februar 1958 in Zell am Harmersbach
Beruf: Künstler 
Ausbildung: Studium der Fotografie an der Kunstakademie Düsseldorf 
Status: Im Hintergrund

Eigentlich wollte Thomas Ruff ein ganz normaler Fotograf werden: »Ich wollte um die Welt reisen, schöne Fotos machen von schönen Landschaften, schönen Menschen«, sagte er mal. Und wer weiß, vielleicht würde er heute Wasserfälle oder Elefantenherden vor Sonnenuntergängen fotografieren, hätte ihn an der Kunstakademie in Düsseldorf nicht das Künstlerehepaar Hilla und Bernd Becher in die Finger bekommen: »Thomas, deine Fotos sind zwar schön, aber es sind Klischees«, mit diesen Worten stürzte Bernd Becher seinen Schüler in eine mehrmonatige Krise. Irgendwann aber nahm der seinen Apparat und fotografierte das Waschbecken samt Siebzigerjahre-Tapete in seiner Wohnung – das erste Bild seiner bekannten Interieur-Serie. Heute zählt Thomas Ruff zu den erfolgreichsten Künstlern der Welt. Ruff hat Ansichten von Gebäuden und Gesichter fotografiert, Pornobilder aus dem Internet und Bilder einer NASA-Raumsonde vom Mars digital verfremdet. Mit seinem konzeptuellen Ansatz lotet er die historischen und technischen Möglichkeiten der Fotografie aus, ein ganz normaler Fotograf ist er jedenfalls bestimmt nicht. Bis zum 7. Februar 2021 zeigt das Museum K20 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Ruff-Arbeiten aus den vergangenen 30 Jahren.