Wie wild kann Klassik sein, Joana Mallwitz?

Die Dirigentin im Interview ohne Worte über Wagner-Opern, Lieblingsbeschäftigungen und das Körperteil, das am meisten mit dem Dirigieren zu tun hat.

Geboren: 23. September 1986 in Hildesheim 
Beruf: Dirigentin 
Ausbildung: Studium an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover 
Status: Ohne Musik wär alles nichts

Ihr Traum, Dirigentin zu werden, manifestierte sich mit einer Notiz in einer Schubert-Partitur. Zum Geburtstag hatte die damals 13-jährige Joana Mallwitz die Noten jener unvollendeten Sinfonie bekommen. Mit Bleistift schrieb sie auf die erste Seite: »Dies ist meine erste Partitur und hoffentlich auch das erste Stück, das ich einmal dirigieren werde.« Der Traum ging nicht in Erfüllung, wohl aber der, Dirigentin zu werden: Mallwitz war Frühstudentin an der Musikhochschule Hannover, mit neunzehn bekam sie ihre erste Stelle am ­Theater Heidelberg als Kapellmeisterin. 2014 wurde sie die jüngste Generalmusikdirektorin Europas in Erfurt, vier Jahre später wechselte sie ans Staatstheater Nürnberg. 2019 wurde Mallwitz zur »Diri­gentin des Jahres« gekürt. Im September 2023 begann sie als erste­ Frau in dieser Position als Chefdirigentin am Konzerthaus Berlin. Einige ­ihrer Partituren, erzählt Mallwitz, hätten sie über all die ­Jahre in die Konzerthäuser der verschiedenen Städte begleitet. Mit ihren Eintragungen am Rand und Verbesserungsideen von Aufführung zu Aufführung seien sie fast wie Tagebücher. Auch die Schubert-Partitur habe sie noch, sagte Mallwitz in einem Interview. Jedes Mal, wenn sie das Werk im Laufe ihrer Karriere wieder dirigierte, zog sie das gelbe Büchlein hervor und notierte das Datum der Aufführung.