Wie oft im Jahr weinen Sie?

Die gefeierte Rapperin Haiyti im Interview ohne Worte über die Spießigkeit von Gangster-Rappern, ein Leben ohne Instagram und Bob Dylan.

Geboren: 1993 in Hamburg (als Ronja Zschoche)
Beruf: Rapperin 
Ausbildung: Kunsthochschule (abgebrochen) 
Status: Straßen-Diva

»Die Uhr hab ich geklaut, aber aus Versehen, und dann dreh ich die um, und dann stand da 1,50 Euro drauf.« Eine typische Haiyti-Geschichte, lustig, verpeilt, ein bisschen bling, ein bisschen kriminell, aber so, dass niemand böse ist. Haiyti – also die Rapperin, nicht der Karibikstaat ohne y – sei die neue Anführerin von Deutschlands Rap-Avantgarde, das hat der Fernsehsender Arte schon 2018 behauptet. Zwei Jahre später ist klar: Haiyti ist gekommen, um zu bleiben. Weil ihre Musik so vieles ist, was meistens nur getrennt vorkommt: albern und ernsthaft, oberflächlich und tief, halb Straße, halb Kunsthochschule ­– oder wie sie sagen würde: ein bisschen »Louis«, ein bisschen »No-Name-Hoodie«. Ihre ersten Songs hat sie noch mit dem Handymikrofon auf­genommen, die Videos selbst gedreht, geschnitten, ins Netz gestellt, inzwischen bitten sie Feuilletonisten um einen Termin. Ihren Stil nennt sie »Gangsta-Pop«. Wie der funk-tioniert? »Ich geh ins Studio, höre ein paar Beats, dann pick ich mir einen und mache irgendwas draus.« Haiyti ist sehr 21. Jahrhundert. Stile, Rollen, Referenzen – alles fließt ineinander und verweigert sich einer Festlegung, nicht mal ihr Geburtsdatum wollte sie uns verraten. Ihr neues Album heißt Sui Sui, ihr Sommerhit La La Land.