Wie viele Stunden am Tag sollte ein Mensch idealerweise arbeiten?

Reiner Hoffmann, Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes, im Interview ohne Worte über Mindestlohn, seinen Respekt für Angela Merkel und darüber, was er von seinen Eltern gelernt hat.

Geboren: 30. Mai 1955 in Wuppertal
Beruf: Gewerkschaftsfunktionär Lehre zum Groß- und Außenhandelskaufmann, Studium der Wirtschaftswissenschaften
Status: Rächer der Enterbten

»Ich bin dankbar, dass Christian Lindner sich verpisst hat«, sagte Reiner Hoffmann im Januar 2018, nachdem die Jamaika-Sondierungen gescheitert waren. Als Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes vertritt Hoffmann immer noch knapp sechs Millionen Mitglieder (2000 waren es noch 7,7 Millionen), da spricht er manchmal absichtlich so: Bamm! – direkt ins Gesicht. Die Leute sollen wissen, dass er sich nicht mit abgespreiztem Finger für sie einsetzt. Sein Vater war Maurer, seine Mutter Putzfrau, er trat mit 17 der SPD und der IG Chemie-Papier-Keramik bei. Ein typischer Gewerkschafter alter Schule ist er trotzdem nicht: Natürlich geht es ihm um soziale Gerechtigkeit, Hoffmann will dem Kapitalismus, wie er sagt, »Leitplanken einziehen«, aber Ökologie, Nachhaltigkeit, Europa sind ihm keine Fremdwörter. Als Macron die EU vertiefen wollte und Merkel bremste, stand er auf der Seite des Franzosen. Als am 1. Mai wegen der Corona-Pandemie erstmals in der Nachkriegsgeschichte die Massenkundgebungen ausfielen, gab er die Parole »Mit Anstand Abstand halten« aus, ließ alle Reden live im Internet übertragen und von einem Showprogramm flankieren. Mit dabei Konstantin Wecker, klar, aber auch ein virtueller Chor aus Gewerkschaftsmitgliedern, der You’ll Never Walk Alone sang.