Müll, Müll, Sondermüll: Einer Gesetzesneuregelung zufolge müssen seit dem 15. August alle Gegenstände mit festen elektrischen Bauteilen als Elektroschrott getrennt entsorgt werden. An Bekleidung denkt da erstmal keiner. Dabei fallen unter die neue Regelung auch Modeprodukte wie etwa die leuchtende Sneakers oder elektrisch beheizte Handschuhe. Denn Technik hat längst Einzug in den Kleiderschrank gehalten.
Dank innovativer Stoffentwicklungen kann Mode heute atmen (Gore-Tex), trocken halten (Dry-Fit) und angeblich sogar Orangenhaut mindern (Wrangler lancierte vor einigen Jahren eine Jeans mit in den Stoff integrierten Anti-Cellulite-Creme-Kapseln). Und mit etwas elektronischer Unterstützung kann sie eben auch leuchten, nachverfolgen und Körperdaten speichern. Diese Art von Bekleidung wird seit einigen Jahren als »Smart Clothing« bezeichnet und treibt Produktentwickler zu immer neuen Auswüchsen.
So gibt es Yoga-Leggings, die vibrieren, sobald eine Pose gehalten/gewechselt werden sollte (zum Beispiel von Wearable X), zahlreiche Shirts, Laufhosen oder Sport-BHs, die Puls und Performance messen, Bikinis, die einem mitteilen, wenn man die Mittagshitze verlassen sollte (z.B. von Spinali) oder auch Levi’s smarte Jeansjacke in Kooperation mit Googles »Project Jacquard«, mit der sich auch beim Fahrradfahren das Smartphone bedienen lässt. Tommy Hilfiger stellte bereits vor einigen Jahren einen Satz Jacken vor, mit denen sich dank im Rückenteil eingearbeiteter Solar-Panels der Handy-Akku aufladen ließ – jetzt geht die US-Marke noch einen Schritt weiter. Die Stücke der »Tommy Jeans Xplore«-Kollektion beinhalten einen eingearbeiteten Chip, über den sich verfolgen lässt, wie häufig sie getragen werden – Vielträger belohnt Hilfiger etwa mit Gutscheinen und Konzertkarten, beim Besuch im markeneigenen Store gibt es Extrapunkte.
Trotz zahlreicher Produktlancierungen – den richtigen Durchbruch hat die technisch hochgerüstete Bekleidung in den letzten Jahren noch nicht erlebt, von den allgegenwärtigen Blinkschuhen vielleicht mal abgesehen. Und während Herzfrequenz-messende Shirts in Sport und Gesundheit vielleicht noch ihre Berechtigung haben können, erscheinen andere Features irgendwas zwischen unnötig und gruselig. Kleidung trägt man immerhin noch direkt auf unserer Haut, da ist eine gewisse Skepsis gegenüber allem Unnatürlichen ganz...natürlich.
Hinzu kommt: Die Modebranche verbraucht schon während der Herstellung jede Menge Ressourcen und produziert viel zu viel Abfall, da muss nicht auch noch am Ende des Lebenszyklus‘ der Sondermüll stehen. Vielleicht hält allein die Tatsache, dass der Gesetzgeber diese Klamotten nun offiziell so deklariert, den einen oder anderen Elternteil davon ab, dem quengelnden Kind die neusten Blinkschuhe zu kaufen.
Wird getragen mit: Apple Watch, Google Glass und Hover Board
Wird getragen von: Overachievern, Fitnessfreaks, Kindergartenkindern
Das sagt das Kind mit Blinkschuhen: »Kann nicht mit auf den Spielplatz, muss erst meine Schuhe laden.«