Zwei Hochzeiten und kein Todesfall

Die Leserfrage der Woche: Welchem Paar gibt man den Vorzug, wenn man am selben Tag zu zwei Hochzeiten eingeladen ist? 

Illustration: Serge Bloch

»Ende des Jahres heiraten zwei gute alte Freunde. Blöd nur, dass sie sich dasselbe Datum ausgesucht haben. Freund A hat mich schon vor Monaten eingeladen. Wir sehen uns nur noch ein- bis zweimal im Jahr, verstehen uns dann sehr gut, das war’s aber. Mit Freund B bin ich immer noch sehr gut befreundet. Ich fahre zu seinem Junggesellenabschied und zur standesamtlichen Hochzeit. Die eigentliche Feier würde ich verpassen. Es ist zum Verzweifeln, was tun?« Anton S., Berlin

So ist es doch eigentlich immer: Nie ist was, und dann alles auf einmal. Der einzige Rat, den ich für Sie habe, ist, es einfach zu entscheiden und dann nie wieder daran zu zweifeln. Und das haben Sie ja schon getan. Von drei möglichen Festivitäten Ihres engen Freundes gehen Sie schon mal zu zweien – kein schlechter Schnitt. Und bei Ihrem nicht ganz so engen Freund machen Sie die große Hauptfeier mit. Ist doch toll. Wirklich, ich gratuliere Ihnen zu dieser salomonischen Entscheidung, die man nicht besser hätte treffen können. Denn bei Freund B, dem engen, nehmen Sie ja, aus Gästesicht, die beiden Sahnehäubchen mit. Die offizielle Feier, zu der dann, so es bis dahin wieder möglich ist, ganz viele kommen, auch anstrengende Angehörige entfernter Verwandter usw., ist bestimmt nicht so lustig und hat auch weniger mit Ihrem Freund, wie Sie ihn eben kennen und mögen, zu tun als sein Junggesellenabend. Und zusammen geweint und sich um den Hals gefallen wird auf dem Standesamt. Mit Ihnen in allererster Reihe. Da jetzt dieselben Nasen noch ein drittes Mal innerhalb kürzester Zeit zu sehen kann die gute Stimmung doch eigentlich nur noch dämpfen. Und die Hochzeits­feier Ihres anderen Freundes haben Sie ja innerlich bereits zugesagt. Da gehen Sie jetzt einfach hin, vorausgesetzt natürlich, dass Feste bis dahin wieder zusammen gefeiert werden können.

Manchmal muss man sich festlegen. Man kann es ja doch nicht perfekt machen, im Nachhinein hätte vielleicht dieser eine Punkt dafür gesprochen, es anders gemacht zu haben, ein anderer aber dagegen. Genießen Sie das schöne Gefühl, so beliebt zu sein. Und halten Sie es ansonsten mit Konfuzius, den ich hier zum ersten und hoffentlich auch letzten Mal in meinem Leben zitiere (bin ja nicht die Lindenstraße), er soll gesagt haben: Wer entscheidet, findet Ruhe. Genießen Sie sie.