»Nach reiflicher Überlegung möchte ich aus der katholischen Kirche austreten. Mein Mann – Protestant, mit dem ich seit kurzer Zeit evangelisch verheiratet bin – ist dagegen. Er sieht darin ein schlechtes Omen für unsere Ehe, ein Zeichen von Egoismus und einen familiären Traditionsbruch. Meine Entscheidung hat ihn schwer getroffen, obwohl ich mich einer evangelischen Taufe unserer (ungeborenen) Kinder nicht verwehren würde. Ich stehe vor einem Dilemma: Austreten und eine Ehekrise riskieren oder in der Kirche bleiben um des lieben (Ehe-)Friedens willen?« Anonym
Ich habe überlegt, ob ich Ihre Frage überhaupt beantworten soll. Denn wer bin ich, Ihnen irgendetwas über Ihre Ehe zu raten. Ich kenne weder Sie noch Ihren Mann, und Ihrer Frage sind auch nicht so wahnsinnig viele Informationen zu entnehmen. Ob Sie etwa glücklich sind, steht da nicht, es geht ja hauptsächlich um Konfessionszugehörigkeit, selbst bei Kindern, die noch nicht einmal Sie selbst kennen, über deren Konfession aber offenbar schon verhandelt wurde. Was soll ich dazu sagen? Was soll irgendjemand dazu sagen? Stellen Sie sich mal vor, ich würde Ihnen an dieser Stelle raten, sich mal ein paar sehr grundsätzliche Gedanken über Ihren Mann zu machen, der Sie ganz offenbar nicht so annimmt, wie Sie sind. Und das zu Beginn Ihrer Ehe, wie soll denn das weitergehen? Dabei haben Sie ja sogar extra für ihn evangelisch geheiratet, was darauf hindeutet, dass Sie Ihrerseits sehr auf ihn eingehen. Ihre Frage klingt wahnsinnig traurig, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf. Es geht um Ihren frisch geheirateten Ehemann, Ihre Familienplanung, Ihre gemeinsame Zukunft, aber es kommt keine Liebe vor, und es schimmert auch keine Liebe zwischen den Zeilen hindurch, ehrlich gesagt. Ihr Mann ist dagegen, dass Sie aus Ihrer Kirche austreten. Ist er dann also dafür, dass Sie ihm zuliebe auf Ihre Überzeugungen verzichten? Ich verstehe ohnehin nicht, warum es ihm, dem offensichtlich an seinem Protestantentum gelegen ist, etwas ausmachen könnte, wenn Sie nicht länger katholisch wären, aber wie gesagt, es ist alles Ihre ganz private und eigene Sache, sowohl Ihr Glaube als auch Ihre Ehe, und wenn ich Ihnen allen Ernstes an dieser Stelle von einem Mann abraten würde, den ich nicht kenne, mit dem Sie aber verheiratet sind, wie würden Sie, der ich wirklich von Herzen das Beste wünsche, sich denn dann fühlen?