Haben Sie einen unerfüllten Traum?

Der Sänger Marius Müller-Westernhagen im Interview ohne Worte über sein Laster, seine achtjährige Album-Pause und seine Reaktion darauf, dass Impfgegner sein Lied »Freiheit« auf Demonstrationen spielen.

Geboren: 6. Dezember 1948 in Düsseldorf
Beruf: Sänger, Schauspieler
Ausbildung: Klassische Gesangsausbildung, Schauspielunterricht
Status: Früher eher Marius, heute eher Westernhagen

Es gab Jahre, da war dieser Mann so omnipräsent, dass man Wörter wie »Freiheit« oder »Sexy« kaum verwenden konnte, ohne die gleichnamigen Hits im Ohr zu haben. Marius Müller-Westernhagen füllte Fußballstadien, er war einer der zwei, drei größten Rockstars Deutschlands. Allein bei Wetten, dass . . ? trat er acht Mal auf. Und ja, aus heutiger Sicht steht er auch ein bisschen für diese Zeit: die gute alte Samstagabend-Unterhaltung, »ehrlicher« Bluesrock und so. Seit der Jahrtausendwende lässt er es ruhiger angehen – die Bühnen kleiner, die Abstände zwischen den Alben größer. Die längste Pause hat er jetzt beendet: Sein neues Werk Das eine Leben ist das erste seit 2014. Es landete wie alle seine Alben seit 1989 sofort ganz oben in den Charts. Der Mann muss niemandem mehr etwas vormachen. Er ist 73 Jahre alt, hat mehr als 17 Millionen Platten verkauft, ein früherer Freund hat ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen (Gerhard Schröder, 2001), und seit fünf Jahren ist er mit seiner zweiten Frau, der südafrikanischen Sängerin Lindiwe Suttle, verheiratet. Erkennbar glücklich: Als er beim Sagen Sie jetzt nichts-Termin nach seinem geheimen Laster gefragt wird, beginnt er zuerst, ein paar wilde Szenen zu improvisieren, lächelt dann aber seine Frau an und sagt, Laster kämen nicht mehr infrage. Der Mann hat seinen Frieden gefunden.