Was ist Ihr Lieblingsfilm, Ulrich Seidl?

Der Wiener Regisseur im Interview ohne Worte über seine Heimatstadt, einen ganz normalen Freitagabend im Hause Seidl und Provokation als Selbstzweck. 

Geboren: 24. November 1952 in Wien 
Beruf: Filmregisseur, Drehbuchautor, Produzent 
Ausbildung:
Studium Publizistik, Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte, Regie-Studium Wiener Filmakademie (abgebrochen) 
Status:
Grenzgänger

Das menschlich Abgründige, Ungeschönte und Widersprüchliche ist es, was Ulrich Seidl seinem Publikum seit jeher schonungslos vorsetzt. Seine Figuren – oft von improvisierenden Laien verkörpert – scheitern auf der Suche nach Zuneigung (Paradies: Liebe), treiben ihre Mitmenschen zur Weißglut (Hundstage), verstecken anrüchige Obsessionen (Im Keller). Fast immer spielen Macht, Sex oder Gewalt eine Hauptrolle. Seidl, einer der renommiertesten Filmemacher Österreichs, ist es gewohnt, am Rande des Skandals entlangzubalancieren, dann wurde er selbst zum Skandal: Am Set seines neuen Films Sparta fühlten sich Recherchen des Spiegels zufolge minderjährige Darsteller unangemessen behandelt, einige Eltern fühlten sich nicht ausreichend über die Inhalte des Films aufgeklärt – es geht darin um Armut, Gewalt, Ausbeutung, aber auch um Pädophilie. »Wer bei Ulrich Seidl vor die Kamera geht, liefert sich ihm aus und wird aufgefangen nur zu seinen Bedingungen«, schrieb im vergangenen Jahr die FAZ. Die Weltpremiere von Sparta auf dem Filmfestival Toronto wurde abgesagt. Seidl fuhr nach Rumänien und zeigte den Menschen, die darin vorkommen, auch den Eltern seiner Kinderdarsteller, den Film. Sie hätten gegen keine Szene Einwände gehabt, die Gespräche darüber wurden aufgezeichnet. Hier läuft Sparta nun seit dem 18. Mai.