Irgendwie kommen mir bei Ihrer Schilderung Bilder von Staatsfeierlichkeiten aus dem ehemaligen Ostblock in den Sinn. Nicht, weil es dort keine Kinder gegeben hätte. Nein, sondern weil auch dort genau bestimmt wurde, wer wie an den Feiern teilnehmen durfte oder musste und sich gefälligst so zu amüsieren hatte, wie von den Organisatoren festgelegt.
Natürlich tue ich Ihnen mit diesem Vergleich Unrecht. Schon allein, weil ich Ihr Anliegen gut nachvollziehen kann. Zudem können Sie richtigerweise Ihre Hochzeit ganz legitim nach Ihren Wünschen gestalten. Nur, es bleibt ein ungutes Gefühl. Warum? Zum einen hängt das mit Ihrem rigiden, mich an den Ostblock erinnernden Zentralplan fürs vereinte Vergnügen zusammen. Eine gemeinsame Feier sollte aber die Anliegen aller berücksichtigen – der Gastgeber und der Gäste. Deshalb müssen Sie die Geladenen so willkommen heißen, wie sie nun mal sind, seien es Singles, Paare oder eben Eltern. Deren eigenständiges Leben hat sicher nicht an der Kreißsaaltür geendet. Aber zu sagen, wir wollen so und so feiern, seht zu, wie ihr es hinbekommt, missbraucht Besucher als Jubelvolk.
Der andere Grund liegt im Anlass: Sie veranstalten mit einer Hochzeit ein traditionelles Fest, zu dessen Bräuchen auch gehört, dass es mit Kindern begangen wird. Zudem markiert es gemeinhin den Auftakt zu einer neuen Familie. Davon explizit einen Teil der Familie der Gäste auszuladen wirkt befremdlich. Ich sehe Sie also in der Bringschuld. Erläutern Sie den geladenen Eltern Ihre Planungen. Wenn die sich partout ebenso wenig darauf einlassen wollen wie Sie sich auf die kleinen Gäste, müssen Sie sich entscheiden, was Ihnen lieber ist: die Freunde in der Familienpackung oder gar nicht. Wenn es so weit kommt, scheint die beiderseitige Sehnsucht ohnehin nicht allzu groß zu sein.
Illustration: Jens Bonnke