Das Problem: Schutzmasken werden bei längerem Tragen lästig, die Brille beschlägt oder man versteht sein Gegenüber schlecht.
Die Lösung: drei praktische Ideen für bessere Masken.
1. Baumwolle mit Bling
Das Must-have-Accessoire der Saison ist die Maske, wobei das Must have ausnahmsweise tatsächlich wörtlich zu nehmen ist. In Springfield, Missouri schnitten zwei mit Covid-19 infizierte Friseure 140 Leuten die Haare, ohne dass sie den Virus weitergaben – weil sie und ihre KundInnen konsequent Mundschutz trugen.
Das Problem ist, dass Masken oft nach Krankenhaus aussehen. Wer sich mit dem Stück Baumwolle im Gesicht wohler fühlen möchte, dem kann aber geholfen werden. Von Chanel bis Hermes gibt es nun passend zum Einstecktückchen oder Seidenschal auch das Seidenmäskchen im harmonierenden Paisley-Muster dazu. Ich habe dafür Preise von unter einem Euro bis 295 Euro gesichtet – pro Stück wohlgemerkt, nicht für die Familienpackung.
Es müssen nicht unbedingt die großen Firmen sein, auch viele Kreationen nicht so bekannter Designer sind sehr schön, hier etwa die üppig bestickten Masken eines Designerduos aus Bangkok:
Ein echter Hingucker ist auch diese Maske:
Aber was ist mit den Problemen Nachhaltigkeit und Gesichtserkennung?
2. Virenbarriere aus Bakterien
Überall in meiner Nachbarschaft in Süd-Kalifornien liegen derzeit Latex-Handschuhe und achtlos hingeworfene Einweg-Masken am Straßenrand. Die Leute wollen offensichtlich ihre Masken so schnell wie möglich loswerden, bevor sie ins Auto steigen. Da wäre es doch schön, wenn deren Material biologisch abbaubar wäre, denn die medizinischen Schutzmasken und viele Billigmasken sind meistens aus synthetischem Polypropylen, also aus Plastik.
Ein Designer-Duo aus den USA, Elizabeth Bridges und Garrett Benisch vom Sum Studio in New York, nutzte die Quarantäne, um mit verschiedenen Prototypen aus Zellulose zu experimentieren und sich daraus ihre eigenen Masken zu bauen. Ihr Vorbild: Die Natur, denn auch Pflanzen und Tiere schützen sich vor Viren und anderen Eindringlingen. Bridges und Benisch züchteten also in ihrer eigenen Küche Maskenmaterial aus Zellulose. Das klingt aufwändiger als es ist: Zellulose lässt sich aus einem gewöhnlichen Bakterium gewinnen, dem Acetobacter Xylinum. Es wächst auf einer feuchten Oberfläche, man kann es mit Wasser, Tee, Zucker und einer kleinen Startportion der Bakterien brauen, zum Beispiel aus Kombucha.
Wenn das lederartige Gewebe dick genug gewachsen ist, hängt man die Xylinum-Maske zum Trocknen auf und schneidet sie in die passende Form. Benisch und Bridges behandeln sie dann noch mit Öl und Wachs, um sie undurchlässiger und angenehmer zum Tragen zu machen.
Die Vorteile: Das Gewebe ist elastisch, dichter als Baumwolle, und der Rohstoff ist unbegrenzt verfügbar, selbst in Gegenden, in denen Masken immer noch knappes Gut sind. Die Masken sind biologisch abbaubar, lassen sich kompostieren, schädigen die Umwelt nicht und sind durchsichtig, damit man die Mimik des Gegenübers erkennen kann. Die Designer sagen, die Maske filtere so viele Partikel und sei so sicher wie die medizinischen N95- oder FFP2-Atemschutzmasken, die der EU-Norm entsprechen, allerdings hat sie noch kein Wissenschaftler einem Test unterzogen. Weiterer Nachteil: Die Zucht dauert etwa zwei Wochen. Wer es probieren möchte: Hier ist die Anleitung zum Eigenbau (auf englisch).
3. Bitte lächeln
Wie lösen wir das Problem, dass wir die Mimik unserer Gesprächspartner nicht sehen? Dass unsere Worte am Handy durch die Maske wie genuschelt wirken? Und dass sich Masken nur schlecht wiederverwerten lassen, vor allem in Krankenhäusern?
Ich bin mir ziemlich sicher: Die Maske der Zukunft wird durchsichtig sein. Denn nicht nur für Gehörlose ist die Sicht auf die Lippen essenziell. Mehrere Tech-Firmen und Universitäten arbeiten an Masken mit Durchblick, darunter ein multidisziplinäres Team am renommierten MIT Boston. Zusammen mit Ärzten und Krankenpflegern versuchen sie, für Nachschub zu sorgen, denn die Schutzmasken, die Profis in Krankenhäusern tragen, sind in Amerika immer noch knapp – und werden gerade wieder knapper, seit die Pandemie in Florida und Texas wütet. Viele Pfleger müssen die gleiche Maske wiederverwenden, obwohl sie eigentlich nur als Einweg-Maske sicher schützt. Die medizinischen N95- oder FFP2-Masken sind nämlich nicht leicht zu desinfizieren. Das Koch Institut für Integrative Krebsforschung am MIT entwickelte deshalb eine transparente Maske aus Silikon, die sich billig und einfach produzieren und leicht durch Hitze oder Desinfektionsmittel desinfizieren lässt. Weil sich Viren an Masken festsetzen können, haben sowohl die FU Berlin als auch die Universität von Toronto Versuche überprüft, Masken mit einer antimikrobiellen Schicht zu überziehen, mit der sich mehr als 99 Prozent des Virus abtöten lassen.
Die erste durchsichtige Maske für Laien, die inzwischen die Prüfung der zuständigen US-Behörde bestanden hat und einen Filtergrad von 99,9997 Prozent verspricht, ist die LEAF Maske. Sie besteht aus transparentem, elastischem Silikon und hat nicht nur eingebaute HEPA-Filter, die sie angeblich sicherer machen als die OP-Masken und die Brille nicht beschlagen, sondern reinigt sich (beim Leaf UV Modell) selbst mit integriertem UV-Licht.
Wie groß der Bedarf ist, zeigt sich an den fast vier Millionen Dollar, die der Hersteller Redcliffe Healthcare bereits über die Crowdfunding Plattform Indiegogo eingesammelt hat. Nach eigenen Angaben hat das Startup mit der Produktion begonnen; im September sollen die ersten dieser Masken ausgeliefert werden.
Damit wir uns wieder zulächeln und zurück lächeln können.