»In der Nachbarschaft geht täglich frühmorgens ein blinder Mann mit seinem Führhund Gassi. Sein (wirklich großes) ›Geschäft‹ macht der Hund regelmäßig wenige Meter entfernt vom Eingang eines Altenheims. Die Hinterlassenschaft wird nicht beseitigt. Dies konnte ich bereits mehrmals beobachten. Leider habe ich mich bislang nicht getraut, den Mann hierauf anzusprechen. Wie gehe ich künftig damit um, wenn ich den Hund samt Herrchen auf frischer Tat ertappe?« Holger W., München
Silke Larsen, die selbst blind ist und einen Führhund hat, sagt, beim nächsten Mal sollten Sie den Mann ruhig ansprechen. Sie ist Mitglied des Arbeitskreises der Führhundhaltenden im Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband und gibt Ihnen recht, dass diese Situation ein Ärgernis ist. »Rein rechtlich ist es so, dass blinde Menschen in den meisten Kommunen den Kot ihrer Hunde nicht aufheben müssen«, sagt sie am Telefon, »was Sinn macht, weil wir ihn ja nicht finden. Oder jedenfalls nicht immer.« Zwar sei ihr Führhund darauf trainiert, nicht auf Gehwege zu machen, aber für den Fall, dass es doch einmal passiere, führe sie immer eine Kottüte mit sich. Nur sei sie eben darauf angewiesen, dass jemand Sehendes es ihr sagt. »Ich bin aus Berlin, und da klingt das in der Regel so: ›Hey, dein Köter hat da hingekackt!‹ Dann sage ich, wissen Sie was, ich habe eine Tüte dabei. Helfen Sie mir, das Häufchen zu finden, dann mache ich es weg.« Und dann könne jemand ihre Hand führen oder ihr erklären, wo sie hingreifen müsse, und sie entsorge das Missgeschick.
Eigentlich überhaupt kein Problem. Man muss einfach nur miteinander reden. Damit ist übrigens allen geholfen, auch Blinde wollen schließlich nicht in Kot treten. Silke Larsen plädiert generell dafür, mehr miteinander zu reden. Sie findet es zum Beispiel überhaupt nicht übergriffig oder unverschämt, wenn ihr jemand sagt, dass eine Ampel grün ist, falls sie im Straßenlärm das Signal mal überhört. Oder: »Achtung, da kommt eine Stufe«, oder was auch immer. Es komme einfach, wie immer im Leben, auf den Ton an. Was sie dagegen, wo wir schon mal dabei sind, nicht will: angefasst werden. »Es kommt vor, dass einen einfach jemand anpackt und irgendwohin schiebt, und das möchte man nicht. Nie.« Aber freundlich etwas sagen: Unbedingt!