Es geht um die Wurst

Eine Leserin ist Vegetarierin, der Rest ihrer Familie nicht. Wenn alle zusammen essen, bleiben ab und zu Fleischreste übrig. Sollte sie sich überwinden diese zu essen, bevor die Reste in den Müll wandern?

Illustration: Serge Bloch

»Ich bin Vegetarierin und koche für meine Familie auch kein Fleisch. Ab und zu gibt es aber mal ein paar ­Wiener oder Salami auf der Pizza. Wenn es Reste gibt (die natürlich am nächsten Tag keiner mehr will), stehe ich vor dem Dilemma: Werfe ich es in den Biomüll, wo es wenigstens sinnvoll kompostiert wird, oder wäre es besser, dass ich mich dazu bewege, es zu essen, weil es dann nicht weggeschmissen werden muss?« Sophia S., Kassel

Sie schaffen sich, mit Verlaub, Ihr Problem selbst. Wenn es bei Ihnen zu Hause keine Pizza mit Salami mehr gibt und auch keine Wiener, dann ist der Fall gelöst. Ihre Familie kann ihrem offenbar ja nur sehr sporadischen Fleischhunger problemlos außer Hause nachgehen.

Ich kenne Sie zwar nicht, aber aus irgendeinem Grund höre ich Sie an dieser Stelle sagen, dass das leider nicht so einfach sei. Gut, dann überlegen wir noch mal komplizierter. Warum ist es nicht so einfach? Wegen Ihrer Familie, sagen Sie. Und gerade weil ich Sie nicht kenne, traue ich mich, Ihnen auf den Kopf zuzusagen, was meiner Annahme nach Ihr eigentliches Problem ist. Es scheint so zu sein, dass Sie sich grundsätzlich schwer damit tun, Grenzen zu ziehen. Sonst hätten Sie nämlich noch eine dritte Möglichkeit in Betracht gezogen und müssten nicht entweder schweren Herzens etwas wegwerfen oder aber als Familienmülleimer fungieren. Sie haben ganz lapidar in Klammern geschrieben, dass bei Ihnen am nächsten Tag natürlich keiner mehr die Reste wolle. Ja gut, aber deswegen müssen Sie die doch nicht schlucken. Möglichkeit drei Ihrer nur zwei Möglichkeiten wäre nämlich sehr wohl, die Reste an ihre omnivore Familie zu delegieren. Pizza schmeckt an Tag zwei doch eh meistens noch besser. Es ist ja insgesamt eine gute Entwicklung, dass sich in Familien die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass niemand mehr aufessen muss – das Wetter hängt davon nicht ab. Aber Sie müssen Ihren Familienbetrieb doch nicht wie ein Restaurant mit täglich wechselnder Karte führen.

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Weil Sie diese Variante aber in Nöte zu bringen scheint, bleibe ich bei Antwort A. Machen Sie es sich zur eisernen Familienregel, Fleisch nur noch aushäusig zu konsumieren. Und falls dann nicht aufge­gessen wird, versuchen Sie, an etwas anderes zu denken.