Je schärfer, desto besser – meine ich jedenfalls. Doch Radieschen bleiben bei uns im Fotostudio und auch daheim regelmäßig übrig, denn die leicht kohlige Schärfe der kleinen Knollen behagt nicht jedem und wenn, dann oft nur in kleinen Mengen. Dabei sind sie so hübsch. Wenn man Radieschen jedoch kocht, brät oder schmort, verschwindet ein großer Teil der Schärfe und die Knollen verwandeln sich in ein knackiges, mildes und sehr frühes Frühjahrsgemüse.
Selbst Spinat ist noch zu klein, um ihn zu ernten, wenn die ersten Radieschen schon lange aus der Erde gezogen werden wollen. Gärtner mit ihren Gewächshäusern und Folientunneln verzerren zwar die Saison, doch egal, wie und wo Radieschen wachsen – es geht immer rasend schnell. Zwischen Aussaat und Ernte liegen bei Radieschen gerade mal vier bis sechs Wochen. Daher der alte Hobbygärtnertrick Radieschen und Karotten in einer Reihe zu säen: Die schnellwüchsigen Radieschen markieren nämlich die Reihe, in der die lahmen Karotten irgendwann hoffentlich auch keimen – wenn man sie bis dahin nicht untergeharkt hat, weil man schon völlig vergessen hat, wo die Samen liegen. Radieschen halten die Erinnerung wach.
Nicht nur in der japanischen Küche ist es völlig normal, Rettiche (also Riesenradieschen, es ist dieselbe Art) zu garen. Warum in der deutschen Küche keine Rettiche gekocht werden verstehe ich nicht: sowohl große, weiße Rettiche als auch die roten Mini-Rettiche eignen sich perfekt für eine gedünstete, glasierte oder gebratene Zubereitung. Gedünstet sind sogar die Blätter lecker, sie sind ein bisschen rauer als Spinat, dafür schmecken sie sehr nach frischer Natur. Vielleicht passen gedünstete Radieschenblätter nicht in ein Sternerestaurant, als kleines Gemüse in einem größeren Essen gefallen sie mir und so hat man tatsächlich viel weniger Abfall (den vermeintlichen »Kitchenhack« Radieschenblätter-Pesto finde ich dagegen überhaupt nicht hilfreich, wie ich hier erkläre). Also: Gebt Radieschen eine Chance!
Lauwarmer Radieschensalat mit Vollkornreis, Datteln und Walnüssen
Zutaten:
- 125 Gramm getrocknete Datteln, Aprikosen oder andere Trockenfrüchte Dattel, Aprikose, Trockenfrüchte
- 3 EL Rotweinessig
- 200 Gramm Reis, z.B. lila Reis oder ein anderer Vollkornreis Reis
- 650 ml Brühe
- 3 Bund Radieschen (zusammen ca. 300 g) Radieschen
- 3 lila Frühlingszwiebeln Frühlingszwiebel
- 2 Knoblauchzehen Knoblauch
- 1 Bund Kerbel oder Petersilie Kerbel, Petersilie
- 3 EL Walnusskerne Walnüsse
- 2 EL weißer Sesam Sesam
- 4 EL Sesamöl oder Rapsöl (Sesamöl aus dem Asienladen ist pur zu intensiv, entweder mit Rapsöl mischen oder ein sehr hochwertiges Bio-Sesamöl aus geröstetem Sesam verwenden) Sesamöl, Rapsöl
- 4 EL Kokosjoghurt oder griechischer Joghurt Joghurt
- Salz, Pfeffer, Kreuzkümmel Salz, Pfeffer, Kreuzkümmel
Datteln entsteinen, ein paarmal durchschneiden. Rotweinessig mit 3 EL Wasser aufkochen, die Datteln damit begießen, quellen lassen. Reis mit der Brühe nach Packungsanweisung kochen – meistens dauert das bei Vollkornreis etwa 30 Minuten und zum Schluss sollten nur noch ein paar Esslöffel Flüssigkeit übrig sein. Falls der Reis noch sehr nass sein sollte einfach ohne Deckel ein paar Minuten einkochen. Den Reis vom Herd nehmen und mit Deckel nachziehen lassen.
Während der Reis kocht die Radieschen zubereiten: Zuerst waschen, welke Blätter entfernen. Dann das Grün abschneiden und ein paar mal durchhacken. Frühlingszwiebeln putzen, dabei Wurzeln und welke Blätter entfernen. Den violetten (oder weißen) Teil der Zwiebeln in 2 cm lange Stücke, den grünen Teil in feine Ringe schneiden. Knoblauch schälen und hacken. Kerbel oder Petersilie zupfen, sehr grob hacken.
Walnusskerne in einem mittelgroßen Topf rösten, bis die Nüsse duften. Aus dem Topf nehmen, grob hacken. Sesam und Radieschenblätter mit 2 EL Sesamöl und dem Knoblauch in den Topf geben, salzen, pfeffern, eine Prise Kreuzkümmel zugeben und einen Deckel auflegen. 3 Minuten dünsten, ein- oder zweimal umrühren.
Radieschen halbieren, mit den Frühlingszwiebelstücken und restlichem Sesamöl 5 Minuten lang sanft braten – die Schnittflächen dürfen ein wenig Farbe nehmen, aber die Radieschen sollen insgesamt eher hell bleiben. Die eingeweichten Datteln mit dem restlichen Essigwasser zugeben, bei großer Hitze kurz einkochen, vom Herd nehmen. Leicht salzen und pfeffern.
Den warmen, aber nicht mehr ganz heißen Reis mit dem Joghurt verrühren. Mit Radieschengrün und Radieschen anrichten, mit Walnüssen bestreuen, jeweils einen kleinen Haufen Frühlingszwiebelgrün und Kerbel auf den Reis setzen.