Brot und Milch waren einst der Maßstab für den Wohlstand einer Gesellschaft, und sie waren Symbole für die zwei Hauptzweige der Landwirtschaft, Ackerbau und Viehzucht, Korn und Kuh. Seit Jahrtausenden sättigen sie die Menschen, Milch als erster Geschmack im Leben, Brot als der häufigste. Dostojewski meinte sogar: »Die Menschen brauchen nicht Freiheit, sie brauchen Brot.« Kein Problem: Heute wählen wir zwischen Fitness-, Molke-, Vierkorn- und Fünfkornbrot, zwischen haltbarer, laktosefreier, Soja- und Bananenschokomilch.
Doch wie es so ist mit Dingen, die selbstverständlich scheinen: Man weiß sie nicht zu schätzen. Erst wenn ein Deutscher seine Heimat verlässt, spürt er wieder diese Sehnsucht. Sosehr er sich auch auf kulinarische Finessen in der Ferne gefreut haben mag, auf einmal will er nur noch deutsches Brot. Die perfekte Stulle, dünn bestrichen, mit knuspriger Kruste und säuerlich im Geschmack. Dazu ein Glas frische Milch. Und während jener Deutsche noch auf einem italienischen Ciabatta herumkaut, meint er schon, den Duft des nächsten Butterbrotes in der Nase zu haben – egal wie gut das Ciabatta schmecken mag.
Man sollte eben öfter den Berg hinaufgehen. Das gilt immer im Leben, ganz besonders gilt es aber in diesem Fall, denn dort oben gibt es noch diese Orte, an denen Brot frisch gebacken wird und die Milch direkt aus dem Kuhstall kommt: in Almhütten der Alpen. Also auf! Und nebenbei sei an Königin Marie Antoinette erinnert: Nachdem sie die Bedeutung von Brot für das Volk verkannt hatte, wurde ihr kurze Zeit später der Kopf abgeschlagen.
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Schönegger Käse-Alm
Schönegger Käse-Alm Heumilchproduktion ist die ursprünglichste Form der Milchwirtschaft: Die Kühe weiden im Sommer auf der Alm und fressen im Winter Heu - und sonst nichts. In Europa ist Heumilch selten geworden, nur noch drei Prozent der Milch werden so hergestellt. Wer Heumilch probieren möchte, sollte ins oberbayerische Prem fah-ren. Dort betreibt der Bauer Sepp Krönauer seit 26 Jahren seine Käse-Alm. Neben Heumilch gibt es selbst gemachten Königskäse, Wildschweinsalami und frisch gebackenes Bauernbrot. Außerdem beginnt an der Alm der 4,2 Kilometer lange Pfaffenwinkler Milchweg, der (kindgerecht) erklärt, wie die Milch vom Kuhstall in den Laden kommt.
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Menta Alm
Wer auf der Menta Alm hausgemachte Buttermilch und frisches Speckbrot vom Almwirt Rudi Kurz probieren will, muss zunächst 40 Minuten vom Galtürer Dorfzentrum den Berg hinaufwandern. Zur Belohnung gibt es dann auch noch einen warmen Apfelstrudel mit Vanillesauce. Natürlich ebenfalls selbst gemacht.
www.mentaalm.at
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Stie -Alm
Entlang des Europäischen Fernwanderweges im Wandergebiet Brauneck liegt die Stie-Alm. Bei Bauernbrot, frischer Milch und im Almkeller gereiftem Bergkäse schaut man über die Gipfel der Chiemgauer und Ammergauer Alpen. Wer sich den Abstieg nach zu viel Zwetschgenbrand aus der hauseigenen Brennerei nicht mehr zutraut, schläft in einer der Stuben mit geschnitzten Betten und Tierfellen an der Wand.
Zur Stärkung bestellt man sich eine »Marende«: eine deftige Brotzeit mit Gampe Kaas, Speck, Kaminwurzen und getrocknetem Rindfleisch.
Hütteneck Alm
Die Hütteneckalm ist ein gutes Ziel für Familien. Von St. Agatha über die Halleralm zum Raschberg-Parkplatz und dann weiter zu Fuß: Wer nach 45-minütiger Wanderung ein bisschen Ruhe braucht, lässt die Kleinen schaukeln oder die Ziegen füttern, schmiert sich eine Scheibe Holzofenbrot und schaut sich den Dachsteingletscher an.
Gampe Thaya
Hoch über dem modernen Sportzentrum Sölden, über einem Tal voller Touristen und Betriebsamkeit, liegt die Almwirtschaft Gampe Thaya in ruhigem Tiroler Idyll. Die Gampe Thaya ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen von einer Öztaler Hütte zur nächsten. Zur Stärkung bestellt man sich eine »Marende«: eine deftige Brotzeit mit Gampe Kaas (Käse aus der eigenen Käserei), Speck, Kaminwurzen und getrocknetem Rindfleisch. Der Viertelliter Milch dazu stammt frisch von den Kühen, die um die Alm herum grasen. Der Besitzer Jakob Prantl lässt sich beim Melken auch gern über die Schulter schauen.
www.gampethaya.riml.com
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Dorfkäserei Pötzelsberger
Wer sich seine Brotzeit selbst zusammenstellen möchte, sollte nach Adnet ins Salzburger Land fahren. Im »Kasladn« der Dorfkäserei Pötzelsberger gibt es Magdalenenkas, frische Milch, Bauernbrot und Räucherwürste, alles aus der Region und hausgemacht. Die Brotzeit isst man dann auf einer der Bänke vor der Käserei mit Blick auf die Berge - oder man packt sie in einen großen Korb und nimmt sie mit auf den Marmorwanderweg.
www.biokas.at
(Fotos: getty; Kraft/bad-goisern.net; Familie Prantl)