Es ist Anfang September, die mentale Mollstimmung des Jahres kehrt langsam zurück und auf Instagram häufen sich die wehmütigen #endofsummer-Posts: mediterrane Urlaubsstilleben, verbunden mit der Bemerkung, dass der Sommer 2021 hierzulande ja ohnehin keiner war.
Da sticht das Bild, das Lena Dunham vor wenigen Tagen in ihrem Profil zeigte, besonders hervor. Die Autorin, Regisseurin und Schauspielerin postete ein Foto von sich im grünen Bikini, darunter ein Zitat: »Oh, wie ich es bereue, dass ich in dem ganzen Jahr, in dem ich 26 war, keinen Bikini getragen habe. Wenn das hier jemand liest, der jung ist: Geh und zieh dir jetzt sofort einen Bikini an und zieh ihn nicht mehr aus, bis du 34 bist - Nora Ephron«, ergänzt um Dunhams persönliche Bemerkung: »Ich bin 35, aber hey, ich war schon immer eine Spätzünderin.« Dafür bekam sie außerordentlich viele Herzchen von ihren Followerinnen und Followern.
Das Zitat entstammt dem auf Englisch 2006 erschienenen Buch Der Hals lügt nie. Mein Leben als Frau in den besten Jahren der damals 65-jährigen Autorin und Regisseurin Nora Ephron, die für Hollywood-Erfolge wie Harry und Sally, Schlaflos in Seattle oder e-m@il für Dich verantwortlich ist. Es klingt wie der weise Rat einer älteren Frau, doch bitte ohne Zögern häufiger seinen Körper zu entblößen – das Leben ist schließlich kurz genug. Grundsätzlich ist das ein toller Ansatz, in Ephrons Formulierung gilt er aber nur denen, die dem entsprechen, was sie selbst als »jung« definiert.
Nora Ephron, 1941 geboren, war für ihren Humor bekannt, und lebte besonders für damalige Zeiten ein emanzipiertes Leben, lehnte Damenhaftigkeit erklärt ab, war im Hollywood der 80er und 90er eine der ganz wenigen weiblichen Regie-Größen und brachte mit Harry und Sally einen vorgetäuschten Orgasmus in eine amerikanische Mainstream-Liebeskomödie. Diese Frau hatte sicherlich keine un-feministischen Absichten, und doch klingt ihr Satz aus heutiger Sicht auch wie die Annahme, ab 34 hätten Frauen sich bitte wieder weniger freizügig zu verhalten.
Lena Dunhams Instagram-Post ist so etwas wie eine digitale Fußnote, die Ephrons Buch zeitgemäß macht
Mit den Zeiten ändert sich eben auch der Feminismus: Lena Dunhams Instagram-Post ist so etwas wie eine digitale Fußnote, die Ephrons Buch zeitgemäß macht. Sie fügt dem Original eine ermutigende, inklusive Allgemeingültigkeit hinzu. Dunhams Feminismus musste sich in der Vergangenheit auch Kritik gefallen lassen, für die Darstellung des (weißen) weiblichen Körpers fernab von unrealistischen, überholten Schönheits- und Gewichtsidealen in den Medien – und dessen Normalisierung – hat sie aber durchaus einiges geleistet. Am prägnantesten mit ihrer Erfolgsserie Girls, wo sie nicht davor zurückschreckte, sich selbst und ihren Normalkörper immer wieder in tragisch-komischen Sexszenen nackt zu zeigen.
Ihr Instagram-Post ist ein Manifest für mehr Bikinis an allen Körpern – und zu allen Jahreszeiten, Dunham postet sich schließlich nicht am Pool, sondern im Haus und mit kuscheligen Fellpantoffeln vor den Füßen. Wenn das nicht Hoffnung für #endofsummer gibt.
Wird getragen von: allen
Wird getragen mit: Flip-Flops oder Fellpantoffeln, Sonne im Gemüt
Passende Wandtattoos dazu: »Sommer ist, was ihr draus macht«, »How to have a beach body: 1. Have a body. 2. Go to the beach«