Nein, hier war nicht die KI am Werk wie beim Papst im perfekt sitzenden weißen Daunenmantel. Dieses Bild ist durchaus echt und der perfekt sitzende Sonnenbrand wohl auch. Aufgenommen wurde es in Mexiko, wo Shawn Mendes gerade auf Promotour für seine Kollektion mit Tommy Hilfiger unterwegs war. Vorbildlich kulturell interessiert guckte sich der Sänger dabei auch die Ruinenstadt Teotihuacán mit ihren berühmten Pyramiden an. Das weiß man von seinem Instagram-Account. Was man dort ebenfalls sieht: Offensichtlich hat er sich dabei einen ordentlichen Sonnenbrand an Armen und Nacken geholt, den er seinen Followern von vorne wie hinten präsentierte.
Das wirft in der UVA/UVB-sensiblen Gesellschaft natürlich Fragen auf. Hatte der Mann denn keinen Sonnenschutz dabei? Trotz einer Heerschar von Assistenten? Und wie kommt man überhaupt auf die hirnverbrannte Idee, Sightseeing in der Mittagshitze zu machen, zumal die Hauptattraktion von Teotihuacán, kein Witz, Sonnenpyramide heißt?
Oder gehört der 24-Jährige etwa zu jenen Männern, die laut Umfragen immer noch bewusst weniger cremen als Frauen und einen tendenziell zu niedrigen Lichtschutzfaktor benutzen? Weil alles über SPF 20 ja nur etwas für Warmduscher ist. Mendes hat bekanntlich eine leicht obsessive Neigung zum Eisbaden. Der Schaden dieser Einstellung ist bereits immens, und das nicht nur für Mendes‘ Haut, sondern auch für seine Fans: Statt ihn dafür abzuwatschen, dass er hier eine astreine Hautkrebs-Kampagne abliefert, schrieben sie auf Instagram überwiegend Kommentare wie »Lass mich deine Aloe Vera sein!«. So wie seine Anhänger stets seine Looks kopieren, werden manche von ihnen sicher auch diesen hier in den Osterferien auf Mallorca nachstellen, in dem sie nur noch Tank Top tragen und »Hawaiian Tropic« mit SPF 8 benutzen. Hätte der Sänger doch bloß besser aufgepasst.
Aber womöglich war das, was auf den ersten Blick wie eine Slap-Stick-Nummer aus Die nackte Kanone aussieht, ja gar kein richtiger Unfall. Zumindest schaut Mendes erstaunlich gut gelaunt in die Kamera und zeigt seine Abdrücke stolz wie Trophäen her. »Bauarbeiterbräune« nannte man das früher, weil die den ganzen Tag im Rippshirt draußen schufteten, und die Haut drumherum ordentlich Farbe bekam. Sonnenschutz war damals noch kein Thema, genauso wie Rauchen nichts mit Lungenkrebs zu tun hatte.
Wenn nun das Tank Top als Trend wieder zurück ist, kommen jetzt als nächstes die dazugehörigen »Tan Lines« wieder in Mode? So wie Sonnen- oder Skibrillen-Abdrücke mal ein ultimatives Statussymbol waren, weil man damit deutlich zeigen konnte, dass man Urlaub gemacht hatte – am besten während die anderen nahtlos weiß zu Hause saßen. Danach kam eine Phase, in der offensives Sich-Bräunen irgendwie nicht mehr zeitgemäß, jenseits von englischen Spielerfrauen jedenfalls, ungesund war es sowieso immer.
Doch nach Jahren blasserer Teints feierte auf TikTok unlängst sogar die Sonnenbankbräune ein Comeback (Was allerdings hat dort eigentlich kein Comeback?), Selbstbräuner werden heute so selbstverständlich verwendet wie Handcreme und im Zuge des flächendeckenden Neunziger-Revivals scheint selbst dieser gewisse Orange-Stich wieder salonfähig zu werden wie Paris Hilton ihn in ihren besten Zeiten trug. Nicola Peltz-Beckham zumindest sieht in der aktuellen Kampagne für die Modemarke MSGM schon wieder so aus, als hätte sie deutlich zu lange unterm Toaster gelegen.
Typischer Instagram-Kommentar: 🔥
Das sagt die Urlaubsbegleitung: »Morgen ist all das Rote schon schön braun«
Passender Song: »It’ll be alright« (Shawn Mendes)