Warum darf nicht jeder Kebab »Döner« heißen?

Unser Experte erklärt, wie Sie das Original von Imitaten unterscheiden – und appelliert an Verbraucher, sich ihrer eigenen Verantwortung bewusst zu werden.

Illustration: Ryan Gillet

Cihan Anadologlu ist Autor des Kochbuchs Einmal mit Alles – der Döner und seine Verwandten, preisgekrönter Bartender (unter anderem in der Bar »Schumann’s«) und Gastronomieberater. Er betreibt das Döner-Lokal »Hans Kebab« in München:

»Laut deutschem Lebensmittelbuch darf ein echter Döner nur aus Rind-, Kalb- oder Schaf-Fleischscheiben bestehen und der Hackfleischanteil maximal 60 Prozent betragen. Beim echten Döner werden dünne Fleischscheiben auf einen Drehspieß aufgesteckt. Bestenfalls enthält ein Spieß nur am oberen und unteren Ende eine dünne Hackfleischschicht mit Fett, die den Spieß wie zwei natürliche Deckel zusammenhalten – ansonsten würde das Fleisch zerfallen. Drehspieße »nach Döner Art« oder »gewürzt nach Döner Art«, die zum Großteil aus Hackfleisch bestehen, können Sie also mit bloßem Auge von einem echten Fleischscheiben-Dönerspieß unterscheiden. Im Gegensatz zum Original enthalten die Imitate außerdem oft Bindemittel wie zum Beispiel Paniermehl, was kenntlich gemacht werden muss – halten Sie nach entsprechenden Schildern Ausschau. Interessanter als das Lebensmittelrecht finde ich jedoch die Frage, warum so viele Menschen gar nicht darauf achten, was sie im Imbiss zu essen bekommen, obwohl der Döner zum beliebtesten Fast Food in Deutschland gehört. Im »Hans Kebab« verwenden wir jedenfalls ausschließlich Kalbsscheiben von Tieren aus Deutschland, die locker dreimal so viel kosten wie ein ein Hackfleischspieß mit Geschmacksverstärker zum Kilopreis von 3,50 Euro.

Als Verbraucher sollte ich mir die Frage stellen: Was esse ich da eigentlich für vier Euro, wenn man davon auch noch die Kosten für Brot, Beilagen, Saucen, Personal- und die Lokalkosten abzieht. Ich stehe zu meiner Verantwortung, die ich den Tieren, der Umwelt, meinen Mitarbeitern, meinem sechs Monate alten Sohn und mir selbst gegenüber habe. Unser günstigster Döner kostet 7,40 Euro zum Mitnehmen und samt Beilagen 11 Euro zum Essen im Lokal. Dafür habe ich einiges an Kritik einstecken müssen, dabei kostet eine Pizza Margherita in München-Schwabing auch mal schnell 12 Euro und darüber beschwert sich keiner. Im Dönerladen bekommen Sie aber Fleisch, am Ende des Tages also getötetes Tier, das darf seinen Preis haben.

Übrigens: In der Türkei wird Kebab zwischen 12 und 15 Uhr gegessen, spätestens um 18 Uhr ist Schicht im Schacht. Zum Döner schmeckt übrigens das Joghurtgetränk Ayran am besten, und dann lange nichts.«