Die Antwort hier fällt einfach: Wenn Ihnen das Papier gefällt, scheint es aus Gründen des Umweltschutzes sinnvoll, es wiederzuverwenden. Wenn es Ihnen nicht gefällt, können Sie es getrost wegwerfen, Sie müssen nichts gegen Ihren Geschmack Eingewickeltes überreichen.
Aber Ihre Frage führt weiter, zunächst zur Überlegung: Wozu überhaupt diese ganze Einwickelei? Sie taucht auf, wenn man am Ende eines geschenkreichen Weihnachtsfestes inmitten von Bergen von Papier und Schleifen steht. Oder am 2. Weihnachtsfeiertag keinen Platz mehr findet in den von Geschenkverpackungen überquellenden Tonnen. Tatsächlich verpackt man mehr oder weniger mühsam und aufwendig etwas, um es jemandem zu überreichen, der es daraufhin gleich wieder auswickelt und einen Haufen Abfall hinterlässt. Besonders gut zu sehen an Kleinkindern, die das lästige Hindernis auf dem Weg zum Geschenk auch gern einmal kurzerhand mit ein paar Reißbewegungen beseitigen. Insofern läge nahe, ressourcenschonend völlig darauf zu verzichten.
Jedoch wird fast jeder jenseits des Kleinkindalters die Bedeutung der Geschenkverpackung erspüren: Sie hebt den geschenkten Gegenstand von der Ebene der reinen Sache auf die Ebene des Besonderen, macht somit den ideellen Akt der Zueignung greif- und sichtbar. Und damit wären wir beim Klebefilm: Genau deshalb hat er auf Geschenken nichts verloren; nicht aus Recyclinggründen, sondern weil er diesen Effekt zum Teil wieder zunichtemacht. Wenn die Verpackung den Akt des Schenkens unterstreichen soll, darf sie nicht so beschaffen sein, dass man sie nur mit Hilfsmitteln wie Messern, Scheren oder brachialer Gewalt öffnen kann. Eine gute Geschenkhülle entblättert sich dem Beschenkten fast von allein und bietet das Geschenk dar wie eine sich öffnende Blüte oder Muschel nicht verschlossen wie eine schleifentragende Auster. Haben Sie auch eine Gewissensfrage? Dann schreiben
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Marc Herold (Illustration)