Wo man selbst im Geräteschuppen feudal nächtigt

Umringt vom Gebirge, die Adriaküste ganz nah und in der Hand ein Glas Wein von benachbarten Reben – was nach einem Traum klingt, ist im »Castello di Semivicoli« im italienischen Pescara echt und spürbar.

Aus dem Castello des Weinguts hat die Winzerin Marina ein Hotel gemacht.

Foto: Masciarelli Tenute Agricole

Was für eine märchenhafte Geschichte: Ein Bauernbursche aus den Abruzzen bildet sich ein, aus dem örtlichen Tischwein etwas Besonderes machen zu können, geht zum Lernen nach Frankreich, geht nach Kroatien, um Barriquefässer zu besorgen, kommt mit einer Frau zurück und beginnt in einer Garage, einen Rotwein zu ­machen, der bald Preise gewinnt. Der Winzer heißt Gianni Masciarelli, seine Frau Marina, der Wein Montepulciano d’Abruzzo. 2,5 Millionen Flaschen produziert das Weingut auf 300 Hektar heute, auch Weißwein. In das Cas­tello, das die beiden für sich und ihre Tochter renovierten, sind sie nie ein­ge­zogen. Gianni starb 2008 auf einer Geschäftsreise in Deutschland. Marina hat ein Hotel daraus gemacht.

Foto: Masciarelli Tenute Agricole

Ich schlief im ehemaligen Geräte­schuppen, Zimmer 12. Und ich hätte nicht tauschen wollen mit den herrschaftlichen Räumen im Obergeschoss des Haupthauses. Ich saß vor dem ­Zimmer im Garten, unten das Meer, links die Weinberge, rechts und links dahinter die Berge des Gran Sasso und vor mir eine Flasche mit einem Wein namens »Marina ­Cvetic«, der mir fast noch besser ­schmeckte als der Monte­pulciano, der nach Gianni benannt ist. Pescara und der Strand sind nah, in den Bergen ­lag noch Schnee. Aber ich habe den Grund des Castello nicht einmal ver­lassen in den 48 Stunden, die ich dort sein durfte. Ich aß im Castello, ging zwischendurch im Pool schwimmen, schaute in die Landschaft und vermisste nichts weiter.

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Castello di Semivicoli
Via S. Nicola, 24
66010 Semivicoli, Casacanditella
Tel. 0039/0871/89 00 45, DZ ab 155 Euro/Nacht