Mairübchen sind eine besonders wohlschmeckende Sorte der Speiserüben, so wie zum Beispiel Linda eine besonders gute Kartoffelsorte ist. Generell haben Rüben aber einen eher schlechten Ruf. Das hat vor allem mit den Steckrüben zu tun: Die selbst verschuldeten »Steckrübenwinter« während und nach der beiden Weltkriege trugen nicht dazu bei, dass Rübenrezepte als beliebte Familienspezialitäten von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Dabei sind Steckrüben nicht einmal echte Rüben, sondern eine Unterart von Raps – und schmecken wirklich nicht besonders, finde ich. Selbst wenn moderne Köche oder Köchinnen sich Mühe mit ihnen geben. Nicht einmal fermentieren hilft. Alle Gemüsesorten, die das Wort Rübe im Namen tragen sind dann völlig außer Mode gekommen, als man begann Gemüse im großen Stil mit Lastern in Europa hin und her zu fahren. Selbst Brokkoli und Zucchini waren ein paar Jahre lang exotische Spezialitäten – mit viel feineren Aromen, als die groben bitteren Rüben sie haben.
Doch das Mairübchen schmuggelte sich mit der französischen Nouvelle Cuisine zurück auf den Speisezettel der Feinschmecker – unter dem französischen Namen »Navet«. Nichts deutet auf die mit miesen Assoziationen behaftete Verwandtschaft. Und tatsächlich schmecken Mairübchen sehr gut: mildwürzig, nur so zartbitter wie eine gute Schokolade, ihr Aroma geht ein wenig in Richtung Radieschen – mit denen sie entfernt verwandt sind. Genauso wie Radieschen schmecken sie roh und gedünstet oder mit wenig Farbe geschmort. Die zarteren Blätter können mit in den Topf. Geben Sie dem Rübchen eine Chance!
Nicht nur die Mairübe, sondern auch Spargel hat im Frühjahr Saison. A propos: Spargel inspiriert mich jedes Jahr neu, wir haben hier schon einige schöne Anregungen dazu veröffentlicht. Für diese Saison habe ich gerade sechs meiner aktuellen Lieblings-Spargelrezepte für die SZ-Samstagsküche aufgeschrieben – probieren Sie die aus!
Geschmorte Mairübchen mit Salzzitrone, Kichererbsen und Spinat
Zutaten:
- 500 g Mairübchen Mairübe
- 1 Bund Radieschen
- 500 g Wurzelspinat Spinat
- 2 Knoblauchzehen Knoblauch
- 1-2 kleine Salzzitronen Zitrone
- 4 EL Olivenöl
- Salz, Raz el hanout Ras el Hanout, Salz
- 240 g gekochte Kichererbsen (Glas) Kichererbsen
- 150 g Labneh oder griechischer Joghurt (optional) Joghurt, Labneh
- Dukkah oder Chilicrunch Gewürze
1. Mairübchen waschen, die Blätter abschneiden, große zähe Blätter entsorgen – alles was sich ähnlich wie Spinat anfühlt, kann bleiben. Rübchen vierteln, große Exemplare in Spalten schneiden. Die Radieschen ebenfalls waschen, das Grün aufheben, die Radieschen ganz lassen. Spinat waschen, dicke Stiele aus den Blättern ziehen (siehe Video), gut abtropfen lassen. Knoblauch schälen und hacken, Salzzitronen klein würfeln.
2. Knoblauch in wenig Olivenöl kurz anbraten, leicht salzen, 1 EL Raz el hanout zugeben, einmal umrühren, dann Rübchen und Kichererbsen samt ihrer Kochflüssigkeit zugeben. Zugedeckt auf kleiner Hitze 10 Minuten dünsten.
3. Radieschen, Salzzitronen, Rübchen- und Radieschenblätter mit dem Spinat in den Topf geben, mit Deckel 2 Minuten kochen, bis der Spinat zusammengefallen ist. Mit Raz el hanout abschmecken und mit einem Klecks Labneh und Olivenöl servieren. Eine Löffelchen Dukkah oder Chilicrunch schaden nicht.