Was geht nur auf Arabisch, Sawsan Chebli?

Die SPD-Politikerin im Interview ohne Worte über Schuhe, Shitstorms, Herrenwitze, ihren Lieblingskanzler und das Aufwachsen mit zwölf Geschwistern.

Geboren: 26. Juli 1978 in Berlin
Beruf: Politikerin 
Ausbildung: Studium der Politikwissenschaften
Status: Zeitgemäß

Einmal wurde sie mit einer Rolex am Handgelenk foto­grafiert. Gab riesigen Ärger. Als Sozialdemokratin solle sie nicht mit Statussymbolen protzen, mahnten ihre Kritiker. Mehr Demut forderten sie auch, als sie sich in ihrem Heimat-bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf um die Bundestagskandidatur bewarb und dabei gegen den Berliner SPD-Bürgermeister Michael Müller antrat, der sie 2016 als Staatssekretärin in die Senatskanzlei geholt hatte. Sawsan Chebli hat es geschafft, die Welten zu wechseln. Ihre Eltern sind paläs-tinensische Flüchtlinge, Analphabeten. Aufgewachsen ist sie in zwei Zimmern in Moabit als zweitjüngstes von 13 Geschwistern. Statussymbol war damals ihre immer wieder verlängerte Aufenthaltsgenehmigung. Erst mit 15 wurde sie eingebürgert. In Berlin kennt jeder die Geschichte ihres Aufstiegs. 2001 trat sie in die SPD ein, arbeitete als Referentin und wurde 2014 von Frank-Walter Steinmeier zur stellvertretenden Sprecherin des Auswärtigen Amtes ernannt – als Muslima, Migrantin, Nicht-Diplomatin. Sie erhält Mord-drohungen, sexistische und islamfeindliche Hassmails. Sawsan Chebli macht sie öffentlich, stellt Strafanzeigen, schnauzt zurück, auf Podien, auf Twitter. Sawsan Chebli, Musterbeispiel gelungener Integration, will sich nicht demütig zeigen.