»Meine Tochter wünscht sich zu ihrem dritten Geburtstag eine Puppe. Wäre es im Sinne einer inklusiven Erziehung ratsam, ihr eine schwarze Puppe zu schenken? Das Einzige, was ich zum Thema Diversität gefunden habe, ist, dass man Kindern Puppen verschiedener Ethnien zum Spielen geben sollte. Wenn ich meiner Tochter aber nur eine Puppe schenken möchte, sollte die dann lieber so aussehen wie sie? Ist es überhaupt okay, wenn meine weiße Tochter eine schwarze Babypuppe zum Spielen hat?« Katja H., per Mail
Es ist natürlich wahnsinnig süß von Ihnen, aber ich glaube, Sie machen sich zu viele Gedanken. Ich glaube nicht, dass eine schwarze Puppe, mit der eine weiße Person in der Kindheit gespielt hat, diese später davon abhalten kann, rassistisch zu denken, wenn es andere Faktoren gibt, die das begünstigen. Genauso wenig glaube ich, dass es unbedingt schaden muss, ausschließlich mit Puppen seiner eigenen Hautfarbe zu spielen. Oder mit einer blauen Puppe. Oder einem Tuch mit zwei Augen drauf. Oder Klötzen.
Muss das Thema denn über Puppen verhandelt werden? Haben in der Kita, die Sie für Ihre Tochter ausgesucht haben, alle Kinder dieselbe Hautfarbe?
Generell bezweifle ich ja, dass pädagogisch wertvolle Ideen bei Kindern so wahnsinnig viel bringen. Ich kenne mehrere Mütter, die sich aus besten Gründen dafür entschieden haben, ihre Kinder geschlechtsneutral zu erziehen. Da hat dann der Sohn kein Spielzeugauto bekommen, sondern eine Puppe, und die Tochter andersherum. Und welches Kind hat sich dann von ganz alleine für nichts auf der Welt mehr interessiert als für Autos (und Flugzeuge)? Jetzt mal abgesehen von der Großbaustelle, vor der er immer fasziniert stehen blieb. (Und jeder Bauarbeiter hieß für ihn »Papa«.)
Wenn Sie die richtigen Werte haben, sollten Sie vielleicht einfach darauf vertrauen, dass Ihr Kind ein guter Erwachsener wird. Aber um noch mal zu Ihrer Frage zurückzukommen: Wenn Sie Ihrer Tochter tatsächlich nur eine einzige Puppe schenken möchten, wäre die Idee vermessen, sie sich diese im Laden selbst aussuchen zu lassen? Sollte sie dann nicht zu einer dunkelhäutigen greifen, sondern zu einer banalen blonden mit dämlichen blauen Kulleraugen, die auf- und zuklappen können, grämen Sie sich nicht.
Hauptsache, sie mag kein Rosa.