Und ewig sät Zwietracht der Thermomix

In den Facebook-Kleinanzeigen entdeckt unsere Leserin eine sexistische Formulierung. Soll Sie sich einmischen?

Illustration: Serge Bloch

»Kürzlich habe ich wieder durch die Facebook-Kleinanzeigen gescrollt. Da fiel mir ein Thermomix auf, der inseriert wurde mit der Überschrift: ›Das perfekte Weihnachtsgeschenk für die Frau‹. Es juckte mich in den Fingern, drunterzuschreiben: ›Können nur Frauen (nicht) kochen?‹ Da ich davon ausging, damit nicht zum erfolgreichen Verkauf beizutragen, habe ich es sein gelassen. Wäre es übergriffig, so etwas anzumerken, wenn man den Artikel gar nicht kaufen möchte?« Teresa N., Germersheim

Ich kenne den Impuls nur zu gut, und in einer anderen Welt würde ich Ihnen volle Kanne zuraten, nach Herzenslust unter alles, das wider-sinnig, saudoof oder von vorgestern ist, zu kommentieren, einfach dass man seinen Ärger los ist, aber nach jahrelangem Herumstöbern im Internet, und die Recherchen haben während der Pandemie noch an Fahrt aufgenommen, muss ich abraten: In der Kommentarfunktion tun sich Abgründe auf, in die Sie nicht hineingeraten wollen. Zu lange auf Facebook zu sein macht unglücklich.

Überhaupt, die sozialen Netzwerke. Da muss man sich an einige feste Regeln halten, um nicht den Verstand zu verlieren. Die wichtigste lautet: Jeder nicht gemachte kritische Kommentar ist ein guter Kommentar. Warum sollten ausgerechnet Sie, zufällig vorbeiscrollend, die Person sein, die sexistische Multifunktions-Küchenmaschinen-Verkäufer auf ihr Fünfzigerjahre-Weltbild hinweist? Wie geht das schöne polnische Sprichwort, das ich nur auf Englisch kenne: »Not my circus, not my monkeys«. Sie haben nichts damit zu tun. Verschwenden Sie nicht Ihre Energie. Da stehen Sie doch sowieso drüber, Thermomix-Facebook-Kleinanzeigen, ich bitte Sie, das haben Sie doch überhaupt nie gesehen.

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Aber. Ich möchte Sie auffordern, es nicht nicht zu kommentieren, weil das übergriffig wäre oder einen möglichen Verkauf vereiteln könnte, sondern weil Sie nicht so jemand sind, der sich dazu herablässt, in der Facebook-Kommentarfunktion andere durch Kritik, die, ich weiß schon, humorvoll klingen soll, die aber, tut mir leid, leicht angesäuert wirkt, zu erziehen. So läuft das nicht, so wird das nichts. Und alles Negative, was man im Internet hinterlässt, fällt hässlich auf einen selbst zurück. Nie mój cyrk, nie moje małpy – ich habe das extra für Sie gegoogelt. Für manches ist das Internet ja doch gut.