Wovon haben Sie sich zuletzt befreit, AnNa R.?

Die frühere Rosenstolz-Sängerin im Interview ohne Worte über ihre Ausbildung zur Chemielaborantin, Fehler der Musikindustrie – und die Frage, wann die Sonne kommt. 

Geboren: 25. Dezember 1969 in Ost-Berlin (bürgerlich Andrea Neuenhofen, geb. Rosenbaum)
Beruf: Sängerin
Ausbildung: Chemielaborantin
Status: Große Gefühle

Es gibt Stimmen, die hört man, und die brennen sich ins Gedächtnis, ob man will oder nicht. AnNa R. hat eine solche Stimme. Hell, kraftvoll, melancholisch. So sang sie sich gemeinsam mit ihrem Bandpartner Peter Plate als Rosenstolz hinein in die deutsche Popgeschichte, mit Texten, die einige als Gefühlsbrei abtaten, während andere ihre elegante Uneindeutigkeit feierten und sogar einen eigenen Genrebegriff für Rosenstolz prägten: Mondänpop.

Die beiden lernten sich nach der Wende in Berlin-Friedrichshain kennen, wo AnNa R. heute noch lebt – und es gab Jahre, da schien ihnen alles zu gelingen. Die Bilanz, bis sie sich im Dezember 2012 trennten: fünf Nummer-eins-Alben, viele Auszeichnungen und das Bundesverdienstkreuz für ihr Engagement im Kampf gegen Aids.

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Doch Rosenstolz und Peter Plate – beides ist für AnNa R. mittlerweile Vergangenheit, es ist das Gestern, und das ist, um es mit ihren Worten auszudrücken, weit weg, so singt sie es auf ihrem neuen Album König:in. Es ist ihr erstes Soloalbum, ein Debüt also, obwohl sie schon mehr als drei Jahrzehnte lang in der Musikbranche unterwegs ist. Ihre Stimme klingt beinahe wie früher, hell und kraftvoll und melancholisch, die Texte allerdings haben hie und da etwas von ihrer Eleganz eingebüßt, ­zugunsten von mehr Eindeutigkeit.