Am vergangenen Sonntag wurden in Los Angeles die Oscars verliehen. Das dürfte jeder, der seitdem irgendeine Art von Medium konsumiert hat, mittlerweile mitbekommen haben.
Neben einer eher langweiligen Preisverleihung und einer sehr wenig vielfältigen Nominiertenliste ging es dabei natürlich um sehr viele Äußerlichkeiten.
Wer trägt die schönsten Kleider, wer hat diese gemacht und wer lässt sich bei welcher After-Show-Party blicken? Eine, die entgegen der meisten ihrer Mitfeierer das Blitzlichtgewitter vollkommen gemieden hat, und nun trotzdem wegen ihres Auftritts für Schlagzeilen sorgt, ist Adele.
Die Sängerin besuchte die Oscar-Party des Musik-Superpaars Beyoncé und Jay-Z, öffentlich fotografisch festgehalten ist das allerdings nur auf dem Instagram-Profil der polnischen Fernsehmoderatorin Kinga Rusin. Diese lud am Montag ein Foto von sich und der britischen Sängerin mit einer sehr langen Bildunterschrift hoch, in der sie (auf Polnisch) den Hergang ihres gesamten Abends auf eben dieser Party darlegt, oder sagen wir: damit prahlt. Nur etwa 200 Menschen seien geladen gewesen, in einem kleinen Clubraum habe sie umgeben von (und teilweise mit) den Gastgebern, Rihanna, Leonardo DiCaprio, Bradley Cooper, den Kardashian-Wests, Margot Robbie und vielen weiteren Hochkarätern bis zum Morgengrauen getanzt, Charlize Theron habe ihr ein Stück Kaviar-Pizza angeboten. Mit Adele, die sie selbst gar nicht erkannt habe, da sie, laut Rusin, jetzt »dünn sei wie ein Komma«, kam sie ins Gespräch, weil diese sie auf ihre High-Heels ansprach – eigentlich war auf der Party nämlich Hausschuhgebot. Doch das ist nicht die einzige Regel, an die Rusin sich nicht hielt. Sie beschreibt, wie man die Party versteckt über eine Küchentür betreten musste, die Straße davor gesperrt und bewacht war und drinnen ein striktes Fotografieverbot herrschte. Wer alles haben und auf jeder Party tanzen kann, für den ist Privatsphäre eben manchmal das Erstrebenswerteste.
Doch aufgrund Rusins Regelverweigerung gibt es nun trotzdem dieses Foto von Adele im Internet – und dort überschlägt man sich gerade förmlich darüber.
»Adele, wo bist du hin?«, schreibt die Bild, und behauptet, die Sängerin sei einst eine Naturgewalt gewesen, jetzt müsse man sie auf dem Foto fast suchen. Unter den zahlreichen Reposts des Bildes auf Instagram rangieren die Reaktionen zwischen »Adele gets better every day« und »Too much…«. Dazwischen wird entschlossen behauptet, hier sei bariatrische Chirurgie im Einsatz gewesen.
Nutzer fragen sich in den Kommentaren mit weinenden Smileys, wo denn die »old Adele« sei. Adele, die doch immer so toll zu ihrem kurvigen Körper gestanden hatte.
Die Diskussion um Adeles Gewichtsabnahme zieht sich schon seit Monaten, mit ihren angeblichen Abnehm- und Sportrezepten werden im Internet viele Klicks und anderswo viel Umsatz generiert. Dabei hat sie selbst nie öffentlich Stellung dazu bezogen, ihr einziges »Bekenntnis« zum Sport fand im Oktober in Form eines Selfies (welches sie wohlgemerkt auch nur bis zu den Schultern zeigt) anlässlich der Geburtstagsparty von Rapper Drake statt, das sie mit den Worten »I used to cry but now I swea« betitelte. Nutzer fragen sich in den Kommentaren mit weinenden Smileys, wo denn die »old Adele« sei. Adele, die doch immer so toll zu ihrem kurvigen Körper gestanden und früher mal gesagt hatte, sie hasse Fitnessstudios, setzt jetzt auf körperliche Betätigung – offenbar Grund zur Empörung für viele.
Menschen verändern sich, auch äußerlich. Im April 2019 wurde bekannt gegeben, dass Adele und ihr Ehemann Simon Konecki sich nach fast acht Jahren Beziehung getrennt hatten. Leute verlieren Gewicht aus Kummer, anderen hilft Sport, sich besser zu fühlen, wieder andere wachen eines Tages auf und haben plötzlich Lust, fitter zu werden. Was auch immer bei Adele dahintersteckt – es ist ganz allein ihre persönliche Angelegenheit. Wichtig ist, dass sie sich wohlfühlt – in welchem Körper auch immer. Der viel zu weit verbreitete Anspruch von Fans, »ihren« Star genau so zu behalten, wie sie ihn lieben gelernt haben, ist anmaßend. Adele hat sich schließlich niemals aktiv ausgesucht, Botschafterin größerer Größen zu sein – erst recht nicht lebenslang. Die viel gepredigte Body Positivity muss in alle Richtungen gelten.
Wenn schon oberflächlich über den Abend berichtet wird, dann beschränken wir uns – wie bei den anderen Oscar-Gästen – doch lieber auf Adeles Outfit. Das war nämlich, bestehend aus einem hochgeschlossenen, halbtransparenten Kleid mit glitzerndem Leomuster von Ralph & Russo, funkelnden Creolen, dramatischem Augen-Make-up und einer akkuraten Hochsteckfrisur eine Art Definition modernen Glamours. Den wusste Adele schließlich schon immer in ihren umwerfenden Looks für große Anlässe umzusetzen. Mit jeder Kleidergröße.
Wird getragen von: Großen Diven des »alten« Hollywoods wie Elizabeth Taylor, Sophia Loren, Grace Kelly
Wird getragen mit: Zigarettenspitze, viel Eyeliner, Toupierkamm
Tipp an Beyoncé & Jay-Z: Kinga Rusin beim nächsten Mal nicht mehr auf die Gästeliste setzen