Alte Gemüsesorten schmecken oft viel besser als ihre modernen Verwandten. Wenn Gemüsezüchter nämlich neue Sorten entwickeln, dann achten sie zu oft auf lange Haltbarkeit oder andere technische Qualitäten und vergessen dabei den Geschmack. Holländische Tomaten waren dafür jahrelang ein besonders abschreckendes Beispiel, aber auch manche Kartoffel schmeckt so langweilig, dass man sie an ihrem Geschmack kaum von besagten Tomaten unterscheiden kann.
Aber es gibt auch Ausnahmen, und vielleicht hat sich der Trend sogar etwas gedreht: »Annabelle« ist eine ziemlich neue Kartoffelsorte, 2002 wurde sie in Holland auf den Markt gebracht. Die Annabelle ist gegen alle möglichen Kartoffelschädlinge unempfindlich, sie eignet sich für Sortier-Maschinen, außerdem ist sie schön gelb und hat eine dünne, glatte Haut. Ich war also skeptisch und voller Vorurteile, bevor ich die Kartoffel zum ersten Mal bewusst probiert habe. Denn all diese Vorzüge klingen nach industriell produzierter Topmodel-Kartoffel. Doch Annabelle schmeckt sehr gut, nämlich fein-aromatisch nach Kastanie. Oft singe ich das Lied der lange gelagerten mehligen Herbstkartoffel, die sich so gut für Gnocchi eignet. Die Annabelle ist das genaue Gegenteil, ihre Zeit ist der Sommer. Sie gilt als festkochende Kartoffel, fühlt sich im Mund aber trotzdem schön cremig an.
Selbstverständlich eignet sich die Kartoffel für alle üblichen Zubereitungen von Kartoffelsalat bis Pellkartoffel – ich verwende sie auch für ein Kartoffelbrot mit Schafskäse. Wenn man den Teig morgens knetet, kann man ihn abends nach der Arbeit schnell backen und dann ganz frisch mit auf ein Grillfest nehmen.
Annabelle Kartoffel-Brot
Zutaten für 2 Stück (8 Portionen):
- 1 kg Dinkelmehl Typ 630 + etwas Pizzamehl oder Wiener Griessler zum Bestäuben
- 1/2 Hefewürfel
- 25 g Salz
- 6 EL Olivenöl
- 500 g Neue Kartoffeln (Annabelle)
- 3 junge Knoblauchzehen
- 3 Rosmarinzweige
- 300 g Brin d‘amour-Käse
- Meersalz-Flocken
1. Mehl, Hefe und 650 ml kaltes Wasser in eine große Schüssel geben und 10 Minuten kneten. Salz mit 100 ml Wasser mischen, zugeben und noch einmal ein paar Minuten kneten - der Teig sollte dann immer noch weich und klebrig sein! Die Schüssel mit einem Tuch und einer Plastiktüte zudecken und an einem kühlen Ort 8 Stunden gehen lassen (oder warmes Wasser nehmen und an einem warmen Ort gehen lassen, dann ist der Teig nach ca. 90 Minuten fertig und braucht auch nach dem Aufziehen nur noch etwa 30 Minuten).
2. Den Teig aufziehen: Mit nassen Händen aus der Schüssel heben, so dass er sich in der Luft zusammenfaltet. Zurücklegen, den Vorgang dreimal wiederholen. Wieder zudecken und noch 2 Stunden ruhen lassen.
3. In der Zwischenzeit die Kartoffeln so sauber schrubben, dass man die Schale später mitessen kann. Kartoffeln in dünne Scheiben schneiden. Knoblauch schälen und in dünne Scheiben schneiden, Rosmarin zupfen. Zusammen mit 4 EL Olivenöl und einer Prise Salz zugedeckt 5 Min. dünsten – die Kartoffeln sind dann nur leicht angegart. Dabei zwischendurch umrühren.
4. Den Backofen auf 240 Grad Umluft vorheizen. Zwei Backbleche mit wenig Olivenöl bestreichen und mit Mehl bestäuben. Den Teig mit nassen Händen auf die Bleche legen, 15 Minuten ruhen lassen, dann ebenfalls mit nassen Händen locker flach drücken und auf den Blechen verteilen. Kartoffeln auf den Teigfladen verteilen, Käse auf den Kartoffeln verteilen, mit dem restlichen Olivenöl beträufeln. Auf der zweiten Schiene von oben bzw. von unten ca. 20-25 Minuten goldbraun backen. Nach 12 Minuten die Bleche tauschen, damit sie gleichmäßig backen. Evtl. zum Servieren mit etwas Meersalz bestreuen.